Ein Historischer Moment für das Haus Perrier-Jouët
Ein Historischer Moment für das Haus Perrier-Jouët
Ein Kellermeister-Wechsel ist für jedes Champagnerhaus ein besonderes Ereignis – für die Maison Perrier-Jouët, die seit ihrer Gründung vor über 200 Jahren nur sieben Kellermeister mit dieser ehrwürdigen Aufgabe betraut hat, ist dies vielmehr ein historischer Moment. Im Oktober 2020 wird Séverine Frerson ihr Amt als achte Kellermeisterin – und erste Frau in dieser Position – in der Geschichte des traditionsreichen Hauses antreten, das 1811 vom jungen Ehepaar Pierre-Nicolas Perrier und Rose-Adélaïde Jouët gegründet wurde.
Damit folgt sie auf Hervé Deschamps, der sich bis zu diesem Datum endgültig in den Ruhestand verabschiedet, nachdem er seine designierte Nachfolgerin als Vorbereitung auf den Wechsel eineganze Zeit lang begleitet hat. Seite an Seite haben die beiden in dieser Übergangsphase Weinkritiker, Sommeliers und Freunde des Hauses empfangen, internationale Wein-Events besucht, kostbare Cuvées in der Önothek Perrier-Jouët verkostet und aus den Trauben der Lese 2019 – ein vielversprechendes Weinjahr – wunderbare Weine kreiert. Nebenden historischen Kellerbüchern, die Notizen und Anmerkungen all seiner Vorgänger enthalten, und dem legendären Schlüssel zum Keller Eden, in dem die wertvollsten Jahrgänge des Hauses aufbewahrt werden, wird Hervé Deschamps seiner Nachfolgerin auch die Verantwortung dafür übergeben, den unverwechselbaren floralen und komplexen Stil der Maison Perrier-Jouët zu bewahren und diese in die Zukunft zu führen.
Hervé Deschamps: ”Perrier-Jouët soll bleiben, wo es hingehört”
Für den scheidenden Kellermeister ist dies eine besonders bewegende Zeit, die auch Erinnerungen an seine enge Beziehung zu seinem Vorgänger André Baveret in ihm weckt, der damals sein Talent gesehen und ihn ermutigt hat, dieses auszubauen. Hervé Deschamps erinnert sich noch sehr gut daran, was ihm der ältere Mann geraten hat, als er ihm 1993 endgültig das Feld überließ: „Sorge dafür, dass Perrier-Jouët dort bleibt, wo es hingehört. Aus guten Trauben gute Weine zu machen, ist einfach.“
Naja, so einfach vermutlich auch wieder nicht, doch Hervé Deschamps hat nicht nur dafür gesorgt, dass die Maison Perrier-Jouët bis heute zur ersten Reihe der Champagnerhäuser gehört, sondern das Renommee der legendären Marke in vielerlei Hinsicht sogar noch gesteigert. Auf sein Vermächtnis kann er jedenfalls stolz zurückblicken, umso mehr, als dass er auch persönlich fest mit der Region Champagne und ihren berühmten Kalksteinböden verwurzelt ist. „Meine Großeltern waren Winzer an der Côte des Blancs“, erzählt er. „Ich habe es geliebt, meinem Großvater rund um die Weinlese zur Hand zu gehen und den Traubensaft zu kosten, wenn er frisch aus der Presse kam. Meine Verbundenheit mit diesem Land und meine Leidenschaft für Champagner reichen also schon
bis in meine Kindheit zurück.“
Nach Beendigung seines Militärdienstes und Abschluss seines Önologie-Studiums an der Universität von Dijon kommt Hervé Deschamps im Alter von 26 Jahren zu Perrier-Jouët. Er erinnert sich daran, dass ihn André Bavaret damals in seinem Büro, in dem immer ein Hauch von Wein in der Luft lag, zur Begrüßung empfi ng – das erste Zusammentreff en mit dem Mann, der später sein Mentor werden sollte. Bis heute ist er André Bavaret dafür dankbar, dass er ihn gelehrt hat, wie viel Vision und Expertise das Amt des Kellermeisters in sich trägt.
Séverine Frerson: eine Frau am Gipfel ihrer
Berufung
Leidenschaft. Erinnerungen. Intuition. Für Séverine Frerson haben diese drei Worte fast schon magische Bedeutung. Beginnen wir mit der Leidenschaft – eine Leidenschaft für Wein, die so stark ist, dass Séverine schon mit knapp 15 Jahren weiß, dass ihre berufliche Zukunft in der Önologie liegt... So stark, dass sie sich auch nicht von dieser Idee abbringen lässt, als ihr alle Welt sagt, dies sei eine reine Männerdomäne. Ebendiese Leidenschaft hat es ihr – neben einem beachtlichen Talent und einer ausgeprägten Entschlossenheit – ermöglicht, jetzt den Gipfel ihrer Berufung zu erreichen und eine der ersten weiblichen Kellermeister in einem führenden Champagnerhaus zu werden.
Erinnerungen, der nächste Punkt – einige der frühesten Erinnerungen von Séverine Frerson haben mit Champagner zu tun. Séverine ist in der Champagne geboren und aufgewachsen. Und auch, wenn ihre Eltern selbst keine Winzer waren, so erinnert sie sich besonders gut und gerne an die gemeinsamen Tage mit Freunden, die Weinberge in Verzenay hatten. In besonderer Erinnerung geblieben ist ihr die aufgeregte Freude, die sie jedes Mal empfand, wenn die Weinlese bevorstand. Ebenso wie der Duft frisch gepresster Trauben. Ein Duft, den sie bis heute genauso in der Nase hat wie den der selbstgemachten Erdbeermarmelade ihrer Großmutter – an die sie übrigens auch als Erstes denken musste, als sie den Perrier-Jouët Blason Rosé mit seinen betörenden Aromen nach roten Früchten zum ersten Mal verkosten durfte.
Bleibt noch der letzte Punkt, die Intuition – einer Kraft, der Séverine Frerson sowohl im Beruf als auch im Privaten gerne vertraut. Im Beruf zeigt sich dies, wenn sie bei der Auswahl der Weine für eine Assemblage zunächst gar nicht auf die Lage der Weine schaut, um sich beim Verkosten nicht beeinflussen zu lassen. Eine einzige Verkostung reicht Séverine Frerson aus, um ein Gefühl für den Wein zu bekommen und diesen einem der zahllosen kleinen Schubfächer ihrer mentalen Bibliothek zuzuordnen.